Sonntag, 31. Dezember 2006

Texte um Meditationen herum - Der Weg zur Pyramide

Die Pyramide.
Man hat mir sagen müssen, dass ich auf einem Weg zu ihr gehen soll, der meiner ist und sein kann, so wie ich es mag.
Glatter Asphalt, ein staubiger durch Felder, steinig den Berg hinauf oder hinab.

Wie mag ich es denn?

Wie ich mich frage ist er da. Ich kenne ihn, es ist ein Weg von früher. Von ganz früher. Mit meinem Vater ging ich ihn, in einem Sturm zurück vom Badeort zum Campingplatz, der hinter einer natürlichen Düne gekauert lag.
Der Weg dorthin war Damm durch trockengelegtes Achterwasser, riesige Flächen, die nur mit extragross bereiften Traktoren zu befahren waren. Mein Plaisir bei Tageslicht. Die grössten Traktoren, die ich je gesehen hatte. Ich liebte diesen langen Weg, den wir täglich gingen. Manchmal nahm uns Herr Klüsow mit, der Fuhrunternehmer mit den fettärschigen Pferden. Schade hatte er nicht so einen Ballonreifentraktor.

Im Dämmerlicht zeigt mir der Vater wie man sich gegen den Wind legt. Schwarz glucksen neben uns die Felder, die dabei sind, wieder See zu werden. Der Regen ist zu stark für das Meliorationsbemühen der Genossenschaftsbauern.
Wir sind nur leicht bekleidet und klatschnass, der Wind reisst uns Urlaubern die Sonnenwärme des Strandtages aus den Körpern.
"Wir schaffen es! Wir schaffen es!" singen und grölen wir fröhlich in den Sturm. Mein erstes Mantra.

Dieser Weg im Zwielicht ist es, der heut zu meiner Pyramide führt. Die steht vor der Düne, einem riesigen Sandhaufen, den man sich bis ins Wasser herabrollen lassen kann. Ich war gerne da, doch die Wellen der offenen See zogen mich mehr an. Klein scheint meine Pyramide neben der Düne, und es ist nicht zu sagen, ob sie an Land oder im Wasser steht. Wie ja auch nicht zu sagen ist, ob ich über Land oder Wasser zu ihr laufe. Um sie herum spiegelt sich, wie die Schuppen eines müden Fisches, gebrochen letztes Licht,
Von nahem erscheint sie mir erstaunlich dunkel. So dunkel wie das stille, schwere und stinkende Wasser im Innenteil der Insel. Das hintere Wasser, das Achterwasser. Auch sie hat das Flimmern von kleinen Wellen im Mondlicht. Sie ist aus Wasser.
Meine Pyramide ist aus Wasser. Aus dunklem Wasser der Nacht.

Über Stufen soll ich sie betreten und da es eine Meditation ist, fliege ich zu ihrem Eingang. Wasser hat keine Stufen. Hoch ist er nicht und liegt da, wo Pyramiden ihre Eingänge haben. Das Wort Pyramidenbahn flog mich früh an im Leben, doch weit nach dem Wort Melioration.

Es braucht einen Moment bis in der Pyramide klar ist, ob ich nun in Wasser bin oder nicht.
Der Weg aber ist gegangen.
Tatsächlich habe ich eine Pyramide, deren Basis nachher mein Boden werden soll.
Boden zu stehen und wurzeln.
Das mir der aus Wasser ist, wundert mich nicht.

Durch ihre Wände flimmert Licht der Nacht herein.
Das eigentlich keines ist.


Guten Rutsch!
Auf der Pyramidenbahn.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen