Donnerstag, 31. August 2006

das trommeln eines viagraregen auf meinem sarg


habe ich mir heute von einer frau gewünscht, von der ich weiss, sie wird an ihm stehen.

dazu soll weiterhin "Under My Thumb" von den stones gespielt werden. dieser sehr einfache text des frühen jagger unterscheidet sich nur in kraft und noch gröberer schlichtheit von denen des späteren sir mick. doch nicht nur, weil er mir auf diese art sehr entspricht, hat er für mich bedeutung. zuerst gefiel mir über jahre nur die von brian jones gespielte marimba und die reine musik. schon da hörte ich dieses lied bei starts und landungen, damit es mein letztes gewesen sei. ich hörte es auch bevor ich in den simultankampf gegen beide klitschkos ging und bevor ich mich zu grace jones ins bett legte. immer wenn es das letzte lied gewesen sein könnte. das lied ist genau so alt wie ich. nur wird es bleiben.

erst viel später hörte ich davon, dass es für einen gewissen meredith hunter tatsächlich das letzte lied gewesen war. mit achtzehn jahren in altamont.

und noch später begriff ich, dass der song programm für mich ist, wie mein name auch.
es ist nur vordergründig chauvinistisch und handelt vom machtspiel zwischen mann und frau.

machtspiele sind schön und nötig
machtverhältnisse nicht
machtspiele verhindern sie
und helfen lieben leben

das ist einer meiner kerne. und heute ein tag um so etwas aufzuschreiben.


ladies and gentleman

w´re proud to present you the greatest rock`n roll band on this poor site:

the rolling stones


Under my thumb
The girl who once had me down
Under my thumb
The girl who once pushed me around

Its down to me
The difference in the clothes she wears
Down to me, the change has come,
Shes under my thumb

Aint it the truth babe?

Under my thumb
The squirmin dog whos just had her day
Under my thumb
A girl who has just changed her ways

Its down to me, yes it is
The way she does just what shes told
Down to me, the change has come
Shes under my thumb
Ah, ah, say its alright

Under my thumb
A siamese cat of a girl
Under my thumb
Shes the sweetest, hmmm, pet in the world

Its down to me
The way she talks when shes spoken to
Down to me, the change has come,
Shes under my thumb
Ah, take it easy babe
Yeah

Its down to me, oh yeah
The way she talks when shes spoken to
Down to me, the change has come,
Shes under my thumb
Yeah, it feels alright

Under my thumb
Her eyes are just kept to herself
Under my thumb, well i
I can still look at someone else

Its down to me, oh thats what
I said
The way she talks when shes spoken to
Down to me, the change has come,
Shes under my thumb
Say, its alright.

Say its all...
Say its all...

Take it easy babe
Take it easy babe
Feels alright
Take it, take it easy babe

Mittwoch, 30. August 2006



träume werden manchmal wahr
auch traurige



erich kästner
sachliche romanze

ich kenne dieses wundertraurige gedicht wie die meisten wahrscheinlich durch van veen und mag es seit vielen, vielen jahren. ich konnte mir nie vorstellen, jemals die reife zu besitzen, so etwas auf diese art zu erleben. vielleicht bin ich so gern in hamburg, weil man dort schiffen winken kann.

reifer bin ich wohl nicht, aber älter. es waren keine schiffe, sondern die engen gassen altdorfs im regen, der mehr zeichen heran spülte, als je an einen flaggenmast passen würden.

ich bin glücklich, erschüttert und dankbar, dass ich so etwas ähnliches heute erleben durfte.
es war ...eben: wundertraurig





Sachliche Romanze

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schliesslich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagt, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend sassen sie immer noch dort.
Sie sassen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.

Erich Kästner

Dienstag, 29. August 2006

Weisse Segel leben

War er am Mittelmeer genauso auf Null wie an der Ostsee? Und welche Folgen hatte das für die sardischen Eier, denen er beim Kochen zusah?
Noch stand die Sonne hinterm Haus und die letzten Winde des Nachtmeers wehten ihm um die Brust. Sein schattiges Spiegelbild im offenen Fenster gefiel ihm;
nicht nur Frauen werden schöner durch die Liebe.

Sie hörte dem Rollen nach, dem Grollen des Meeres weit unter ihr im Fels. Irgendwann hatte sie gemerkt, dass es immer da war, nur hörte man es im Brechen der Brandung oft nicht. Die aufgeregte See hatte sich gelegt und sie musste den Kopf nicht heben, um zu wissen, das Meer lag jetzt gold funkelnd fast still und plätscherte blinkend die wilde Nacht aus. Nur in den ausgewaschenen Grotten unter ihr war der Sturm noch zu spüren. Dort schien die wilde Mondnacht festgehalten, als leiser Nachhall eines Traums.
In ihr schwang nichts nach, nichts hatte sie erregt, das jetzt abebben könnte und auch das tiefe Grollen aus den Felsengrotten unter ihr drang nicht in sie. Sie fühlte sich kalt, glatt und fremd wie ein Stein aus einem Gebirge, dessen Wasser nicht einmal in dieses Meer flossen. Soweit funktionierte ihre Ehe und Liebe noch, Er konnte Sie zwar nicht mehr entzünden, aber anstecken. Sein Feuer war an sich selbst züngelnd erloschen, ihr aber hatte Er Kälte in den Körper gepumpt. Nun lag Sie in diesem fremden Bett, die Schenkel gespreizt, wartend, das auch sein letzter Tropfen aus ihr lief und wusste, Er hatte Sie zu seinesgleichen, zu Stein gemacht.
Sein stöhnender Drang nach Leben liess Sie langsam sterben.
Früher und das war noch gar nicht solange her, mochte Sie die heftige Art, mit der Er über Sie kam. Heute kam Er immer noch so, nur die Momente davor hatten sich verändert. Noch immer konnte Er alle Worte für ihre Sehnsucht finden, doch mittlerweile wusste Sie, Er lebte fest in seinen Projekten und sprach nur von den Grenzverletzungen, die Sie zu leben versuchte.
Sie war wie Ausland für ihn, immer ein Stück Ferien in der Nähe.
Leider hatte Sie gelernt, ihm vorzumachen, was Er spüren wollte. Je heftiger Sie antwortete, umso schneller war alles vorbei. In letzter Zeit hatte sie diese Lüge sogar erregen können.


2
Breit und braun löffelte Er vor ihr sein Ei. Sie bestätigte, wie genial Er die veränderte Kochzeit auf fünfzig Meter über dem Meer berechnet hatte. Dann war Er wieder bei seinen Zielen, die Er mit verkniffenem Blick am Horizont suchte. Sie hatte keine Ahnung mehr, wo Er war, doch sie spürte, bei ihr nicht. Jetzt, wo immer noch sein kalter Saft an ihren Schenkeln klebte.

Ihre Worte mussten am Herz vorbei, das hoch im Hals zu schlagen schien.
Ich glaube, ich gehe heute hinunter zu Franco und mache ein paar Segelstunden mit ihm ab. Sagte Sie und beobachtete wie die Steilfalte auf seiner Stirn wuchs und sich wieder ebnete, bevor Er den Blick vom Sonnenmeer nahm und verwundert auf Sie richtete. Wusste Er nicht, jede seiner Erwiderungen würde ihren Entschluss nur immer fester machen? Er wusste es. Ich kann Dich verstehen, sagte er lächelnd, als sei Sie ein Kunde. Ein weisses Segel weit weg auf dem Meer. Immer weiter weg, bis du nicht mehr weißt, wohin das Boot fährt und es der Horizont schluckt.
Du verschwindest und wirst gleichzeitig neu geboren, da die Welt und alles in ihr, auch das Leben eben, rund ist. Neu ersteigst du dem Meer, für den der auf der anderen Seite des Horizonts steht. Ein schönes Bild für die Sehnsucht in uns. Verschwinden um neu aufzutauchen, sterben um neu zu leben.
Will Weisse Segel sehen, will weisse Segel leben!
Aber denke an unsere Gespräche der letzten Abende. Segel in der Ferne sehen ist das Eine, selber segeln etwas ganz anderes. Die Sehnsucht geht kaputt, wenn du sie dir erfüllst. Du nimmst dir das Bild. Aber mach, du bist eine freie Frau.
Wie wahr, dachte Sie. Vielleicht würde Sie sich nach ihm sehnen, wenn sie das Haus auf der Klippe vom Meer aus erkannte. Sie glaubte es nicht, wollte den Versuch aber unbedingt wagen, denn es ging nicht um die Sehnsucht nach ihrem Mann.

Weisse Segel leben, das war aus einem Lied, von einem, der sonst viel von Inseln sang. Einst hatte Sie diesen Mann, der sie jetzt langsam neben sich sterben liess, als Insel verstanden, später zumindest die Beziehung zu ihm. Bald wusste sie nicht mehr, ob sie ihn brauchte weil sie ihn liebte oder ihn liebte weil sie ihn brauchte. Ihr Leben war ein Film, dessen vorhersehbares Drehbuch Er schrieb. Ein Film von einer Insel auf der es alles gab, ausser Boote. Sie beide sollten sich gegenseitig und ausschliesslich die Insel sein, im feindlichen Meer der menschlichen Dumm- und Dumpfheit. Sie sollten sich halten, heben, tragen, gegenseitig der Boden sein, auf dem ihre Geschichte passierte. Sie wusste, dass Sand war, worauf sie standen. Irgendwann ihre letzte Hoffnung. Jeder Wind blies die Insel Korn für Korn ins Meer zurück. Auch das war nur ein Drama und jeder hatte seine Rolle, doch tat es ihr gut, den Rest des Untergangs nun selbst zu inszenieren.

Sie hatte den Schutz nicht gesucht, als sie bei ihren Exkursionen durchs Meer fast aus Versehen in seine Retterarme schwamm. Sie war so frei und das nach allen Seiten. Gerade die Tiefe fehlte ihr draussen in der hellen Welt. Doch erspähte Sie ihr Mann, in einem Moment, wo ihr, auftauchend aus dem Weit Unten, ein wenig schwindelig war. Da hielt Er Sie und trug Sie mit geübter Hand nach oben. Und es war schön, von starken Armen gerettet zu werden und so erfuhr Er nie, dass diese Rettung unnötig gewesen war. Sie hatte im Meer die Orientierung verloren, na und?
Die Angst davor hatte Er!
Auch als sie aufgetaucht waren, hatte er den harten Griff um ihre Brust lange nicht lösen mögen und redete Schaum und Gischt, bis Sie sicher war, gerettet in einem Sturm zu sein. Müde und wohlig streckte Sie sich aus, auf dieser Insel, die Er scheinbar aus der Tasche seiner albernen Badehose hatte rieseln lassen. Und als Sie benommen den Halt der kleinen Insel im Rücken genoss und für einen Moment einfach nur lag und war, hatte Er begonnen Sie langsam festzunageln. Doch seine Stösse drückten Sie nur in den warmen Sand, der angeblich sie selber waren.
Darüber sprach Sie später mit dem Mond, der tief und gross über dem Meer stand.
Er war am retten, auffangen, festmachen, von Anfang an, rettete mit ihr vor allem nur sich selbst, während Sie die Tiefe des Meeres und die Weite des Alls in sich trug und suchte.

Wir haben uns nie wirklich verstanden, dachte Sie und sah traurig auf ihren Mann, der ob der Aussicht eines freien Tages glücklich in der Sonne sass. Und immer dieses Schlingellächeln, der kleine Goldjunge, dem man doch nicht wirklich etwas übel nehmen konnte. Manchmal kam Sie sich vor wie seine Mutter, dann hasste Sie ihn. Er konnte nicht teilen, wollte besitzen, hungerte nach Liebe und war nicht in der Lage welche zu geben. Weil Er keine hatte. Prüfend sah Sie ihm auf den Bartschatten. Würde dieser Mann begreifen können, keine Insel zu sein? Würde Er tatsächlich ersaufen, oder machte Er ihr das vor, damit Sie blieb? Sie würde es testen müssen. Und wenn du nicht schwimmst, dann bist du tot!
Sie gönnte ihm den entspannten Blick in die Ferne der See, bald würde Er dort um sein Leben strampeln.
3

Franco der Segellehrer, Fischverkäufer, Hafenwächter, Waldfeger, Franco der kleine Drahtmann mit den Glutaugen musste nur wenig Segel setzen, damit sie rasch aufs Meer kamen und mit geschickten Seemannshänden löste er die paar Knoten, um Sie zu öffnen. Franco war der Sturm und sein Meister in einem. Und auch noch Kapitän. Sie selbst war wie ein Segel in seinen harten Händen und liess sich in den Wind drehen. Frei und leicht flog er über Sie, wie sein Boot übers Meer, kein Vergleich zum Hämmern, mit dem ihr Mann Sie befestigen wollte. Die Kurse waren ausgiebig von diesem Tage an und ihrem Mann fiel nicht auf, dass Sie weder Segeln noch Italienisch lernte. Doch auch ihr Strahlen sah er nicht, denn das Grollen des Meeres war aus den Kavernen der Felsen nun doch in ihren Bauch vorgedrungen und hielt sich dort bei Tag und Nacht. Wie der Stein einen Ton des Meeres in sich behielt, als ewige Erinnerung an seine Kraft, behielt auch sie Francos Energie und Schönheit in sich wie eine leise Gebetstrommel. Ob sie sich je wieder sehen würden oder nicht, dieser Mann würde so lange in ihr rumoren, bis Sie wieder eins mit ihm oder dann doch mit der See geworden wäre. Dachte Sie an Franco, hatte Sie auch vor dem Sterben keine Angst mehr, denn er war das Leben und eigentlich fürchtet man sich ja vor dem. Sie würde ihn nicht brauchen, Er hatte ihr nur gezeigt, wie man von dieser Insel wieder wegkommt. Segeln würde Sie alleine können, segeln oder sterben. Doch besser so, als angepflockt auf einem Haufen Sand.

4
Rasch schob sich die Fähre aus dem abendlichen Hafen. Die braungebrannten Mitteleuropäer sahen den gewagten Manövern im engen Becken zu, bestaunten laut den Sonnuntergang hinter der Costa Smeralda, fütterten Möwen, die sie gleichzeitig zu filmen versuchten oder waren einfach traurig, die Insel ihrer aller Träume hinter sich lassen zu müssen. Ihr Mann stand auf einer Mittelbrücke und sah hinunter zu den ordentlich geparkten Wohnmobilen. Was schaut er an, fragte sie sich, diese fahrbaren Gartenlauben, die alten Camper oder die Kinder, die dazwischen herum wuseln? Campingtische waren aufgeklappt, Weissbier wurde kunstvoll eingeschenkt, Windeln gewechselt, ein Baby gestillt und gleichzeitig der Papi bei Laune gehalten. Auch wenn sie mit ihrer peinlichen Limousine hier waren, schien ihr Mann gefallen an diesem Leben zu finden. Aber Sie hatte kein Interesse mehr herauszufinden, ob es die Menschen oder die Maschinen waren, die ihren Ehemann gefielen. Oder sah Er doch den Kindern zu? Das war jetzt egal.
Denn in ihr grollte und rollte der Abschiedssturm. Wie Wassertropfen wenn man auftaucht, fiel Franco von ihr ab und sie wusste, dass Sie es jetzt geschehen lassen musste. Das Halten ist der Tod, nicht der Schmerz, der Sie in die schlampig gepinselten Ecken des Schiffes zu drücken schien. Es ist besser, sich im Meer zu bewegen, als immer nur auf einer Insel zu stehen und es zu bewundern. Auch wenn man dabei sterben kann. Und sie war nah dran, denn was Sie vor sich im Wasser sah, krampfte alles in ihr zusammen, liess sie an einer Schiffsleiter halt suchen und sich kurz drauf in hohem Bogen über die Reling übergeben. Was ist denn mit Dir los?, eilte ihr Mann herbei. Sie hatte Mühe, den nächsten Schwall nicht in sein Gesicht zu spucken. Erst als Sie leer war und Er Sie mit seinem alten Rettungsgriff unter den Armen hielt, wagte Sie wieder, nach vorn zu sehen. Tatsächlich kreuzte ein kleines Segelboot den Kurs der Fähre, die sich den Weg frei hornte. Sie kannte das Boot genau, auf dem hatte Sie gelernt, auch ihre Insel verlassen zu können. Franco stand breitbeinig und fröhlich winkend, nachdem er das Segel eingeholt hatte und sie ihn überholten. Sie lächelte ein Insellächeln, als ihr Mann sagte, sieh mal, da ist dein Segellehrer und hob schwach die Hand, bevor Sie sie behutsam auf ihren Bauch legte.
Sie sah von ihrem Mann auf den Liebhaber im Boot. Ihre Freiheit wie auch ihr Halt, beides Männer. Letztlich fremde Männer. Dann legte Sie sich auch die zweite Hand auf den Bauch und wusste, genau von dort würde sie die Kraft haben, alleine weiter schwimmen zu können. Ohne Tests und Berechnungen war Sie sich ganz sicher, dort wuchs jemand heran. Und mit dem alle Kraft in ihr. Still weinte Sie dem Sarden nach und lehnte sich an den Mann, den Sie bald verlassen würde. Sie war zerrissen wie selten und erfüllt wie noch nie. Inbrünstig wünschte Sie, dass sie ihrem Kind niemals ansehen würde, wer wirklich sein Vater war.
Die Insel oder das Boot.

Sonntag, 27. August 2006

stattfinden

statt finden


die nicht suchen
finden
die nicht finden
wissen
um sich
zu retten
von nichts

statt zu finden
stattzufinden
findet nicht statt

Donnerstag, 24. August 2006

um 19 schüssen auszuweichen

um 19 schüssen auszuweichen


um zu werden was wir sind

nämlich NICHTS

lassen wir los

was wir nie berührten


DOCH

begreift

wer nicht zugreift

Freitag, 18. August 2006

haarriss - wenn ein haar reisst

du suchst am firmament
das ohne wolken hält
an weissen nägeln
im sternenmüll
nach mir

du sahst mal einen stern
in den grünen see stürzen
und folgtest seiner spur zurück
seine zeit war vergangen
woher er kam

deine sehnsucht sind die streifen
die der komet in die nacht schreibt
wenn er durch den himmel rast
deine sehnsucht bin ich
und komme auf dich zu
mit einer kraft die du nicht ahnst

dein schwerefeld wirkt
und zieht mich an
zieht mich so lang
bis ich als meteor mitten in dich schlage
du die erde ich das licht

kein stein bleibt auf dem anderen
bei dir
wenn die feuer erloschen
der rauch verzogen
liege ich am grunde deines kraters
vermischt mit deinem staub
tod und glücklich

äonen später
wenn deine atome sortiert
du wieder geordnet bist
finde ich mich in einer
deiner inneren schubladen wieder
als kleiner kalter stein
schwarz silbrig glänzend
magnetisch in der nähe deiner seele

dort wo dein herz brennt
bis die schublade lodert
ich heraus falle in dir
zu sand gerieben
zu glas geschmolzen werde
bleiglas in dir

uns wirst du zur schüssel brennen
zum gefäss das wir sind
wenn die dann bricht
wir durch ihre scherben laufen
um mit blutenden sohlen
allein nach hause zu gehen
dann werde ich wissen
wann sie ihren haarriss bekam

JETZT

Samstag, 12. August 2006

moment

eines AFFen




kleine liebe

kleiner tod

grosse aussicht

keine not

Die Frau aus Winterhimmel

Seelisberg 2005


Es gibt ein Blau mit Gelb vermischt, das wird kein Grün. Es muss ein „kein Gelb“ sein, kaum mehr als ein gebrochenes Weiss, das den Himmel unwirklich vermilcht.
Die pastellenen Wolkenfetzen und Flugzeugspuren darüber sind aus ihm und schreiben mir:

Komet- Speiseeis auf blaue Leinwand.

Aus Sehnsucht zog ich in den Horizont. Dort laufe ich die letzten Meter vom Himmel in die Erde. Steil die Strasse, tief der See. Ich bin in diesem Blau und sehe auf sein Grün, von dem ich träume. Und bin nicht der Einzige, der weiss, wie nah hier Himmel und Erde, Himmel und Hölle beieinander liegen. Getrennt nur durch einen feinen Strich, auf dem wir gehen. Der Strich durch die Welt, gefüllt mit unendlich vielen Punkten. Die Frau aus dem Tempel läuft vor mir in den Himmel. Läuft, schwebt, schwenkt sich hoch. Kaum zu unterscheiden von ihm, sie trägt seine Farben. In Wolle umstrickt ein Leib der mich kurz vorm Übertritt erinnert, Mann zu sein.
Jünger gehen selten tailliert.

Die Sekte hatte bessere Zeiten. Sagt der Gemeindspräsident.
Je älter die Jünger werden, umso kleiner werden die grossen Autos. Sagt er auch. Und lacht laut in die Kellnersonne. Die sind ja nett, aber machen arm. Und lacht vorm leeren Schlüsselbrett seines Hotels. Aber sie machen keinen Krach. wenn sie Fliegen üben und im Schneidersitz durchs alte Grandhotel hüpfen. Doch wenn sie es dann eines Nachts zu können glauben, dann machen sie die Rosen und ihre Sprunggelenke kaputt.

Die mit dem Körper eines Cello ist jünger, doch trägt die Ferne der Anderen schon im Gesicht. Sie schaut nicht einfach so ins Milchblau, sie sieht wissend in den Himmel aus Pastell. Wissend wie man sein Teil wird und durch die Wolken streift.

Sanft und dunkel lächelt sie mich zu sich, dahin, wo Yogis fliegen können.
Flieg mit mir auf den Berg gegenüber, dort wo der Jesus aus Zagreb die Mädels in den Himmel vögelt. Lass mich dort lernen, was an Dir zu lernen ist. Nimm meinen Rosenkranz in deine Hand. Flieg mit mir.

Ihre Arme schwenken weit aus. Vor, zurück, über den Kopf. Es sieht aus, wie ein ungeschicktes Hurra. Was trägt sie da? Abgeschnittene Telefonhörer? Ein indisches Gemüse? Hanteln? Sind das elfenbeinfarben gestrichene Hanteln?
Ja sie läuft, schwenkt die Arme, redet mit dem Himmel, mit dem Maharishi, der auf dem Rotstock sitzt, mit den Beinen baumelt und in den See spuckt. Trainiert sie ihr Laufen, um kräftiger für die Exercitien zu sein? Braucht sie die starken Unterarme für das Fliegen aus dem Schneidersitz? Vermittelt ihr Bizeps zwischen Newton und Maharishi?

Oder ziehen sie die Gewichte nach unten? Halten sie die Hanteln am Boden? Würde sie schon jetzt vor mir entschweben, ins Milchigblau? Noch eine Runde um mich drehen, ihre Beine um meinen Kopf legen, einfach so, während ich weiterlaufe? Oh schöner Traum verlass mich nicht. Du willst mich heben, weiten; nicht engen, binden, fesseln. Hesses Weltgeist mit wollener Taille vor mir. Sie nähme mich auf den See hinaus und flöge über die Berge in den Süden des Himmels.
Und ich? Ich fiele endlich in meinen Traum.
Den Traum vom grünen See.

Montag, 7. August 2006

Verschmierte Engel und Lichtkrebs


Cornelia Rump. Wasserpflanze. 1989


Barockengel lösen sich auf. Nur noch ihre Farben tanzen an einer Kirchendecke und formen sich neu. Das ewig Gültige bleibt. Hier grün. Vielleicht die Blätter eines Apfelbaumes. Aus dem Mark der Engel wachsen neue Stränge, Verbindungsbahnen, Transportwege, Kommunikationskanäle. Werfen sich neue Netze über das was aufgeht, wenn Engel verschmieren. Jede Farbe ist am Ende schwarz. Ein schwarzes Loch saugt sie in sich, ihr rosa Fleisch, das wir zwischen den Beinen tragen. Kaum etwas gehört so zusammen wie rosa und schwarz. Hinter glänzenden Schamlippen wartet immer das schwarze Loch in das wir sterbend stürzen, um uns für lebend zu halten. Die Balken in ihm sind aus Engelsmolekülen. Auch die Hölle ist aus Gott.



Cornelia Rump. Lichtkarzinom 2006


Alles kehrt. Die blaue Nacht nun aussen. Wie von einem Kunstmond beschienen, leuchtet, was eben noch Engel waren. Die blaue Stunde, die nicht Tag noch Nacht ist. Die blaue Stunde, wo die Kontrolle mit dem Fluss davon plätschert und Schenkel sich öffnen, nasses Engelsfleisch sich zeigt und hinüber in die Nacht genommen werden will. Dieses Blau ist so künstlich wie die meisten unserer Sentimentalitäten. Das Rosa der Engel züngelt diesmal aus der Mitte einer Explosion von Licht. Ein Urknall Reinheit breitet sich von dort, wo die Engel verschwunden sind. Als Weiss, als Licht, als die reine Idee kehren sie zurück. Und graben ihre Metastasenarme in unser blaues Glück aus Pappe. Ein Karzinom aus Reinheit frisst sich durch uns. Lichtkrebs.