Mittwoch, 31. Januar 2007

Riese am Berge

Ich muss ein Riese sein
Dein Fels scheint weich
Mir wird die Welt zu klein
Stürm ich dein Reich

Du bist ein Berg in meinem Blick
Und ziehst mich hin und rauf
Hab niemals Angst geh nie Zurück
Bald steht ich Riese drauf

So blick ich weit und sehe Licht
Ringsum von deinen Höhen
Zurück ins Dunkel will ich nicht
Ich bleibe auf dir stehen

Du spürst mich schwer und gibst mir nach
So langsam sink ich ein
Es explodiert ein neuer Tag
Man hört dich Berg nun schrein

Ich form dich Berg und du frisst mich
Bebend ist es getan
Ich Riese in dir liebe dich
Und mach dich zum Vulkan

Dienstag, 30. Januar 2007

Rätsel

Was kann man
Haben
Aber nicht erwerben?

Was kann man
Verkaufen
Aber nicht kaufen?

Was gibt es nur im Moment
Der durch es
Oder sein Fehlen
Erst entscheidend wird?

Das Glück.

IKEA

Da steht das Paar
In Dekorationen
Aus Leben
Denen es floh
Zu sich

Läuft durch
Fluchten
Von Regalen
Voller Requsiten
Alter Stücke
Die abgesetzt sind

Trotzdem
Gemessen wird
Gewissenhaft
Doch immer wieder
Dieser Blick
Zurück

Nein - blau nicht
Das war schon mal
Ja klar - der Stuhl ist gut
Und war es schon
Die letzten Jahre
So ist er`s nimmer
Er ist vergangen

Still geht das Paar
Ohne Kauf
Aus dem blauen Haus
In ein Leben
Ohne
Dekorationen

Montag, 29. Januar 2007

Bohei

Wer einen Bohei
Darum macht
Keinen um sich
Zu machen
Hat auch
Allen Grund

Samstag, 27. Januar 2007

Kleiner Abschied

Eng aneinander
Küsse ich deinen
Oberarm zur Nacht
Feiere seine
Perfektheit
Das ideale
Verhältnis
Bis du dich
Langsam abdrehst
In den Schlaf

Ein kleiner Abschied
Zu uns selbst
Für eine Nacht
An den wir denken werden
Bei einem grossen

Traurig

Freitag, 26. Januar 2007

Erinnerungen an Marie A. (Bertolt Brecht)


Erinnerungen an Marie A.

An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
2
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern.
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küsste es dereinst.
3
Und auch den Kuss, ich hätt' ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke da gewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.
(Bertolt Brecht)

Donnerstag, 25. Januar 2007

Es ist ein Schnee gefallen

Es ist ein Schnee gefallen
und es ist noch nit Zeit
man wirft mich mit den Ballen
der Weg ist mir verschneit

Mein Haus hat keinen Giebel
es ist mir worden alt
zerbrochen sind die Riegel
mein Stüblein ist mir kalt

Ach Lieb, laß dich' s erbarmen
daß ich so elend bin
und schließ mich in dein Arme
so fährt der Winter hin

Ambraser Liederbuch, 1582, Melodie von 1535

Mittwoch, 24. Januar 2007

Lebenszeit - Die Puhdys in einem Schweizerblog

Das muss einfach sein. Ich kenne das Lied seit ich ich elf Jahre alt war. Und habe es sicher schon dreimal vergessen. Wie ich vergass, dass ich mit acht ein Plakat für mein erstes eigenes Buch malte. Auf dem stand:

Die Puhdys sind meine Freunde!

Eben die Band ist Teil meiner vergessenen Vergangenheit. Doch im Moment bin ich in einer Situation, da wird sogar dieses Lied für mich wahr. Ein Lied das ich seit dreissig Jahren kenne. Als ich das merkte, schossen mir Tränen in die Augen. Seit dreissig Jahren kenne ich den Text zu dem was mir gerade passiert. Das ist schön und merkwürdig. Schön merkwürdig.

LEBENSZEIT
Text: Wolfgang Tilgner
Musik: Puhdys


Fahren zwei durch alle Meere, fahren zwei in einem Boot.
Der eine kennt die Sterne, der andre misst das Lot.
Sind nicht zu trennen, bleiben vereint,
ob Nacht heranzieht, Morgen erscheint.
Sie finden zueinander - auf LEBENSZEIT.

Steigen zwei auf hohe Berge,
Steigen zwei zum Himmel dicht.
Der eine blickt die Welt an, der andre sieht das Licht.
Noch liegt die Erde flach auf der Hand,
Sind sie den Wolken nah und verwandt.
Und halten zueinander - auf LEBENSZEIT.

Gehen zwei durch laute Strassen,
Gehen zwei durch Stein und Rauch.
Den einen ruft die Arbeit, den andren Mühe auf.
Schon kommen Tage, die man nicht zählt.
Schon ist entschieden, schon ist gewählt.
Doch haben sie einander - auf LEBENSZEIT.

Sitzen zwei schon im Schatten, sitzen da auf einer Bank.
Der eine fühlt sich müde, der andre fühlt sich krank.
Schon ist im Leben alles gesagt
Schon ist im Leben alles gewagt.
Sie hielten zueinander - auf LEBENSZEIT.

Dienstag, 23. Januar 2007

Phoenix

Du kannst so gross sein
Dass ich hinter dir verschwinde
Doch auch so klein
Dass ich dich nirgends finde

Du kommst herein
Der Raum verfällt in Schweigen
Und musst nichts tun
Dein Leuchten wird dich zeigen

Du bist so offen
Auch für den Dreck der Andern
Sie leeren sich
Und werden leichter wandern

Du bleibst zurück
Und beginnst zu wanken
Die Säule kippt
Zu offen deine Schranken

Du bleibst allein
Zurück mit ihrem Leid
Und ziehst es an
Das fremde Tränenkleid

Du gehst für sie
Den schweren Gang
Atmest ihr Leid
Machst daraus Klang

Du bläst dir selbst
Die Luft unter die Flügel
Aus Asche steigend
Wollen wir dich als Spiegel

Du bist dann wieder die
Die jeder liebt und will
Du frassest unser Leid
Und machst uns staunend still

Montag, 22. Januar 2007

Nehmen und Geben

Du musst nicht
Über mich rasen
Wie der Sturm
Der ich manchmal bin

Und versuch nicht
In mich zu greifen
Wie meine Zangen
Es manchmal tun

Du bist auch nicht
Die Feder
Mit der ich
Über dich streiche

Denn du kannst nicht
In mir versinken
Wie ich in dich tauche
Den Grund zu sehen

Halt mich einfach
Ab und an
Wenn ich schwanke
Ab mir
Und dir
Ab uns

Dämon

Eine Kanne zu guten Tee
Zu spät getrunken
Zwei befreundete Katzen
Die über einem toben
Schon sind wir zu dritt

Der Dämon
Meine Liebe
Und ich




der dämon des herrn ü.

Alfred Brendel

Ein Weiser war einmal
Ein junger
Spielt so Klavier
Und dichtet seinen Geist reich

Kein Weiser werd ich
War nie ein junger
Kann kein Klavier
Glücksblöd reicht mein Geist nicht

Sonntag, 21. Januar 2007

Chaconne

Wo Bach am meisten bei Gott ist
Drückt er SICH am stärksten aus

Wo Gott am stärksten bei Bach ist
Drückt er IHN am meisten aus

Dann trifft er DICH
Und du weinst

WER?

Sonntagmorgen

Das Licht ist draussen
Ausserhalb vom Zimmer
Da wäre ich gern
Doch sehe zu
Wie du aussiehst
Wenn dir eine
Bachpartita einfährt

Die Chaconne
Läuft dir übers Gesicht
Das mir mehr Sonne ist
Als jedes Licht
Dein Kopf wankt
Mit ihm du
Säule

Ein Wunder
Bist du Säule erst
Seit ich sie liegen sah
Und nicht nur
Neben mir

Aufgestützt das Kinn
Sitze ich
Im schönen Sessel
Und sehe von unten
In dein Migrosregal
Mit den Noten
Am Tablar klebt das
Preisschild noch
Da kenn ich Dich

Der Sänger singt:
Dem Tod, dem Tod
niemand entfliehen kunnt

Tränen rinnen übers Gesicht
Und Gold glänzt erst in deinem Licht

Samstag, 20. Januar 2007

Für Solveig Dommartin 29.7.1958 - 11.01.2007


Ein Freund, der gar kein Freund war, sagte mal zu mir, nachdem er die Fünfzig überschritten hatte: "Tja Götz, die Einschläge kommen näher." Typisch deutsch, auch für den Marsch durchs Leben und damit auf sein Ende zu, Kriegsbilder. Die aber haften gut, auch mir fällt dieser Satz immer wieder ein. Je älter man wird, um so häufiger hört man von Tod. Da hilft es auch nicht, in einem Beruf zu sein, in dem der Tod immer mit dabei ist.

Doch die Nachricht vom frühen Tode Solveig Dommartins schlug bei mir ein, nicht nur in der Nähe, und nicht weil sie nur acht Jahre älter wurde als ich heute bin. Ich hätte dieser Frau noch Leben gewünscht und uns ihr Gesicht und ihre Stimme auf der Leinwand.

Unsterblich ist sie längst.

Wie alle im "Himmel über Berlin" und in "In weiter Ferne so nah" spielte sie sich zum Teil selbst. Der erste Film ist die Geschichte eines Engels der wegen ihr zum Mensch wird. Gespielt wird das Ganze durch Menschen, die engelhaftes haben, die verkörperlichen können, was sonst ein Ahnen ist.
Man muss Bruno Ganz nur lesen hören, Otto Sander nur spielen sehen oder einfach in die unglaublich schöne Fresse von Peter Falk glotzen, schon spüren wir, das da mehr ist, als wir mit Tickets kaufen könnten.
Da wir Menschen sind und immer nur Menschen Menschen von sich selbst befreien werden, müssen wir arbeiten. Und hier der unglaubliche Doppelsinn. Die Schauspielerin Dommartin hat sich für die Szenen, in der Marion die menschliche Arbeit zum Engel hin zeigt, nicht doubeln lassen. Über Monate trainierte sie am Trapez. Menschsein ist Leben und Leben ist Arbeit.

Im Film ist das manchmal anders. Da wird auch gezaubert. Das ist das schöne an ihnen und Wenders zeigt im Film auch das Zeigen. Die Engel kommen traumhaft einfach so angeschwebt und machen die Innenwelt der Menschen hörbar. Schon das genial. Sie kommen von irgendwo.

Die Verbindung zwischen Engel und Mensch sehen wir zuerst in Peter Falk, der ein "ehemaliger" Engel ist. Und wir sehen ihn bei der menschlichsten aller Tätigkeiten, bei der Arbeit. Doch man merkt nicht, dass Falk arbeitet. Genau so wie man im zweiten Teil nicht bemerkt, wie hart Damiel arbeiten muss. Er sitzt, grässlich schön und glücklich singend, auf seinem lustigen Dreirad und fährt die Pizza aus, damit seine Frau Marion, gespielt von Solveig Dommartin, Zeit hat, mit ihrer Tochter am Trapez zu üben. Unglaubliche Szenen. Als ich das mit der Frau sah, mit der ich den hoffentlich langen Rest des Lebens verbringe, hatte ich Tränen in den Augen. Auch wenn er noch so stark ist, soll einer meine Sinne im Leben sein, dieser Frau den Rücken freizuhalten und zu stärken, damit sie genügend Raum hat, einem Kind zu zeigen, was man wissen muss, um wahrhaftig zu sein. Von mir kommen dann noch Wärme, Spass und der Duft von f6.

Die wichtigste Rolle in diesem Film und deshalb wohl kriege ich mich nicht mehr ein, hatte Solveig Dommartin. Falk war schon Engel, Ganz und Sander sind Engel, sie und Curt Bois (der Erzähler) sind die beiden MENSCHEN die schon auf Erden und zu Lebzeiten Engel sind. Und das durch Arbeit. Sie spielt den Engel am Trapez, die Frau die (ganz Mensch) mit angeklebten Flügeln Angst hat abzustürzen. Und sie zeigt, wie man als Mensch fliegen kann. Durch Arbeit! Die wichtigste Figur ist nicht der menschwerdende Engel, sondern der engelhafte Mensch in den sich sogar die Engel verlieben. Cassiel scheitert im zweiten Teil am Menschsein. Er hatte keine Marion.

Wie viele Cassiels scheitern in unserer Welt. Auch bei mir war es knapp. Ich glaube an Engel seit ich einen Menschen traf, der durch harte, sehr, sehr harte Arbeit an sich, andere mitnimmt zu Flügen von denen sie bisher nichts ahnten.
Darum heisst es: Arbeit. Arbeit am Menschsein. Dann sind wir auch Engel. Und immer für andere!
Nie nur für uns.

Ich erzählte mal einem Pater und Bruder vom Eindruck, den mir dieser Film gemacht hatte und von einer Frau, die mich fragte, ob ich denn nicht spüre, wie meine Engel mich beschützen. Ich erzählte ihm auch von Dummheiten, die ich mit Menschen, Frauen und Seelen gemacht hatte.
Der Pater wurde sehr ernst und sagte: "Auch du bist ein Engel. Aber du fällst!" Dann schickte er mich beten. Ich glaubte zu verstehen und bekam einen riesigen Schreck. Der gefallene Engel...

Denke ich heute an den Film, kann ich den Fall auch anders sehen.
Meine Rüstung ist nun verkauft. Nun heisst es arbeiten. Am Mensch sein.

Ich bin traurig, dass Solveig Dommartin tot ist, auch wenn sie unsterblich bleibt.
Das Leben ist grausam, besonders wenn es nicht mehr da ist.
Leben wir. Tot sein können wir noch lange genug.

Rest des Lebens

Von heute an
So lang wie breit und nötig
Will ich Pizza ausfahren
Schuhe putzen
Gedichte schreiben
Damit du einem Kind
Lehren kannst
Zu sein wie du

Abends will ich
Müde bei ihm liegen
Bis der Engel es küsst
Und du mich weckst
Um dich an meine
Liebe zu lehnen
Für einen neuen
Tag

An dem das Kind
Von uns lernt
Mensch zu sein
Der von Engeln weiss

Peter Handke - Als das Kind Kind war

Für Solveig Dommartin


29.Juli 1958 - 11.Januar 2007



Peter Handke

Lied Vom Kindsein




Als das Kind Kind war,


ging es mit hängenden Armen,


wollte der Bach sei ein Fluß,


der Fluß sei ein Strom,


und diese Pfütze das Meer.


Als das Kind Kind war,


wußte es nicht,


daß es Kind war,


alles war ihm beseelt,


und alle Seelen waren eins.


Als das Kind Kind war,


hatte es von nichts eine Meinung,


hatte keine Gewohnheit,


saß oft im Schneidersitz,


lief aus dem Stand,


hatte einen Wirbel im Haar


und machte kein Gesicht beim fotografieren.


Als das Kind Kind war,


war es die Zeit der folgenden Fragen:


Warum bin ich ich und warum nicht du?


Warum bin ich hier und warum nicht dort?


Wann begann die Zeit und wo endet der Raum?


Ist das Leben unter der Sonne nicht bloß ein Traum?


Ist was ich sehe und höre und rieche nicht bloß der Schein einer Welt vor der Welt?


Gibt es tatsächlich das Böse und Leute,


die wirklich die Bösen sind?


Wie kann es sein,


daß ich, der ich bin, bevor ich wurde, nicht war,


und daß einmal ich, der ich bin,


nicht mehr der ich bin, sein werde?


Als das Kind Kind war,


würgte es am Spinat,


an den Erbsen,


am Milchreis,


und am gedünsteten Blumenkohl.


und ißt jetzt das alles und nicht nur zur Not.


Als das Kind Kind war,


erwachte es einmal in einem fremden Bett


und jetzt immer wieder,


erschienen ihm viele Menschen schön


und jetzt nur noch im Glücksfall,


stellte es sich klar ein Paradies vor


und kann es jetzt höchstens ahnen,


konnte es sich Nichts nicht denken


und schaudert heute davor.


Als das Kind Kind war,


spielte es mit Begeisterung


und jetzt, so ganz bei der Sache wie damals,


nur noch, wenn diese Sache seine Arbeit ist.


Als das Kind Kind war,


genügten ihm als Nahrung Apfel, Brot,
und so ist es immer noch.


Als das Kind Kind war,
fielen ihm die Beeren wie nur Beeren in die Hand


und jetzt immer noch,


machten ihm die frischen Walnüsse eine rauhe Zunge


und jetzt immer noch,


hatte es auf jedem Berg die Sehnsucht nach dem immer höheren Berg,


und in jeder Stadt die Sehnsucht nach der noch größeren Stadt,


und das ist immer noch so,


griff im Wipfel eines Baums nach dem Kirschen in einem Hochgefühl
wie auch heute noch,


eine Scheu vor jedem Fremden


und hat sie immer noch,


wartete es auf den ersten Schnee,


und wartet so immer noch.


Als das Kind Kind war,


warf es einen Stock als Lanze gegen den Baum,


und sie zittert da heute noch.


Donnerstag, 18. Januar 2007

Sturm

Sturm biegt Bäume tief
Markisen schlagen
Jalousien rütteln
An ihren Ankern

Müll liegt in der Luft
Menschen jagen
Hüte tanzen
Ihnen davon

Hinter der Scheibe
Sitze ich warm
Und schreibe still
Einen Sturm

Befreien

Ein wacher Blick
Auf Dich
Ein offenes Ohr
Für Dich
Anwesend sein
In Dir
Befreit Wissen
Aus Dir
Von dem
Wusstest du
Auch nicht
Bis eben

Die Lippen
Auf Dir
Die Zunge
In dir
Mein Körper
Für Dich
Befreit Laute
Aus Dir
Von denen
Hörten wir
Auch nicht
Bis eben

Mittwoch, 17. Januar 2007

Karmahygiene 3

Manchmal schlafe ich
Nicht
Neben dir
Weil du mich
Nimmst

Oder bleibe
Wach
Neben dir
Weil du mich
Lässt

In beiden Fällen
Bin ich es
Der nicht
Zur Ruhe
Kommt

http://vom-herrn.blogspot.com/2007/01/karmahygiene-2.html

Nacht unterm blauen Haus 3

Die Glocken
Zerhacken
Die Nacht mir
Die wache

Es tönt
Aus der Stadt
Und herüber
Vom Bache

Ich zähle die
Schläge
Einen nach
Dem anderen

Und würde
So gerne
Die Träume
Durchwandern

http://vom-herrn.blogspot.com/2007/01/zeit-und-moment.html

http://vom-herrn.blogspot.com/2007/01/unterm-blauen-haus-2.html

Dienstag, 16. Januar 2007

Lourdes Grotte in Ü.

In den Fels
Geschlagen
Die Grotte
An den Wänden
Tafeln
Die von Angst
Und Dank
Zeugen
Wer dort betet
Kniet auf Kies

Von Kerzen beschienen
Von der Madonna beäugt
Unser erster Kuss
So rein wie wir

In dieser dunklen
Stunde
Unserer Leben
In der wir
Andere betrügen
An diesem hellen Abend
Der Anfang eines
Lebens wird

Von da an
Zeichen Gottes
Bei jedem unserer
Schritte weiter
Auch wenn wir
Mit unserem Glück
Andere fast töten.

Schnell leben - Jung sterben

Kann ich
Schon nicht
Mehr

Viel sein
Tief leben
Wahr werden
Kann ich noch

Jung sterben
Will ich
Mit
Neunzig

Montag, 15. Januar 2007

Gott physikalisch

Mit dem Rücken
Zueinander
Beginnt ihr
Das Stück

Schon das ein
Wunder

Da läufst du
In die Tiefe
Des Chores
Besteigst den Altar
Beginnst vorm
Tabernakel
Das Diminuieren

Dein Partner
Vorn im Schiff
Weiss
Wann er früher
Spielen muss
Damit ihr für uns
Eins seid

Physik scheint
Das Wunder
Zu machen

Nur woher
Weiss er
Wo du grad
Läufst

Danke für das Jetzt vorgestern

Du sagst
Der Moment
Habe dich
Gestreichelt
Als uns
Das Jetzt
Durch deine Flöte
In sich zog
In einen Raum
In dem man
Schulter an Schulter
Mit Gott sitzt
Dir zu lauschen

Andere bekommen
Die Gänsehaut
Nochmal
Reden sie mir
Später
Von Diesem Moment
Von dem du zeigen kannst
Wo er dich berührte

Du fülltest die Räume
Mit Klang
Im Klang wuchs Raum
Für Gott
Durch dich
Danke

Samstag, 13. Januar 2007

Vorausdenkend

Wir stürzen dann
Vom Seil
Wenn wir nicht
Auf ihm
Sondern in
Gedanken
Schon unten
Sind

Das Jetzt später

Du näherst dich
Einem Jetzt
In dem du
In dich fällst

Das Jetzt später
Wirst du sein
Du wirst Jetzt
Werden

Und alle werden
Wir
Es hören dürfen
Dich als Jetzt
Später

Freitag, 12. Januar 2007

Katzen im Föhn

Beim Rauchen im Föhn
Läuft mir eine Katze
Durch die Beine
Weiss-Schwarz.

Ist es die aus dem Haus
Die neue von oben
Die immer spielen kommt
Schwarz-Weiss?

Donnerstag, 11. Januar 2007

J.W.G. -Prometheus

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch Götter.
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrte mein verirrtes Aug
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir wider
Der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?


Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?


Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen-
Blütenträume reiften?


Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich.

prometheus beim herrn ü.

Doppelsinn und Kreisverkehr

Du wirst mich treffen
Wenn du deiner Wege gehst


Nächstes Flauto! Konzert am Samstag den 13. Januar 20.00 Uhr Kapuzinerkirche Fribourg

Mittwoch, 10. Januar 2007

Texte um Meditationen herum

Das erlebte (leider) wer Anderes sehr geübtes bei Fingermudras und Versenkung im Zug. Ich erzähle es nur weiter...

Die Spirale

Und wieder das weisse Zimmer, durch das du dieses Mal nicht durchgehst, welches dein Licht nur vorweg nimmt, bevor es auf Wiesen an Findlingen wiederkehrt.
Das Zimmer ist ganz aus mattem und doch durchschaubarem Weiss, strahlend und heimelig, zentriert und überall zugleich. Du siehst dich selbst am Boden einen Strich mit Kreide ziehen.
Du bist die Kreide selbst.
Weiss auf Weiss.
Und malst dir eine Schnecke, eine Spirale, malst dich von aussen nach innen immer enger werdend auf deine Mitte zu. In dem Moment, wo du selbst Punkt bist, die Reise um dich selbst aufhört, fällst du selbst durch dich, die stehende Kreide und wie als würdest du durch eine Lupe sehen, geht das Universum auf in dem du genau so gross bist, wie es selbst und du fährst weiter im unendlichen Schwarz deine wieder enger werdenden Kreise.
Der Moment der äussersten Komprimierung und der maximalen Ausdehnung in einem. Den

U R K N A L L

erlebst du nebenher, durchfährst ihn einfach. Auch er ein Bild und keins von dir. Das brauchst du nicht, du bist kein Physiker.
Weiter ziehst du Kreide deine Kreise enger werdend in einem neuen Universum, dessen Alter dich nicht interessiert, da es jetzt ist. Und du erkennst, wohin es geht. Der blaue Ball das ist die Erde. Wie ein besoffner Engel kommst du Kreise ziehende Kreide der Erde, deiner Heimatkugel schnell näher. Du könnstest auch auf jeden anderen Planeten landen, nur gibt es dort keine Bälle mit denen du Planeten spielen könntest...

Enger werdend stürzt du Spirale immer schneller auf die Erde. Der Kreidestrich ist wie die Dampffahne eines Düsenflugzeuges, eines welches abstürzt. Immer schneller näherst du dich. Du erkennst Europa, die Schweiz, die richtigen Berge und Seen, siehst einen Zug über Gleise rasen, siehst dich tief in das Polster gedrückt und schlägst sanft genau in deiner Mitte ein. Warm und weich bist du in dir gelandet. Dir ist wie nach einem Orgasmus, ohne das es einer war und weisst es gibt so viel mehr auf der Welt, als das was man zählen kann. Du bist dein Licht.
Was willst du mehr?

Nächstes Flauto! Konzert am Samstag den 13. Januar 20.00 Uhr Kapuzinerkirche Fribourg

Dienstag, 9. Januar 2007

Eben ein Bidet

Nochmal für Sophie

Da steht nun ein Gedicht
Seit gestern in der Welt
Es ist nicht so dass es
Mir wirklich gut gefällt

Heut halte ich Gericht
Über die Reimerei
Lass ich es trotzdem stehn
Ist es mir einerlei

Die Grösse im Verzicht
Ist (noch) nicht meine Art
Die Freude war doch echt
Der Rest halt nicht so smart

Das hier ist mein Bericht
Getreulich Tag für Tag
Da kommt es auch mal dünn
Auch wenn ich Sophie mag.


Nächstes Flauto! Konzert am Samstag den 13. Januar 20.00 Uhr Kapuzinerkirche Fribourg

Montag, 8. Januar 2007

Botschafterin des Lachens in die Welt

Für Sophie


Ich kenn dich
Nicht
Doch sah Dich
Lachen

Und sprech
Die schöne Sprache
Nicht
Die aus dir
Sprudelt

Und lache
Sprudelnd
Weg von dir
Und kenne dich
Und nehm dich mit

Du bist von uns
Den Lachenden
Denn du
Steckst an

Und ich verstehe
Deine Freundin
Meine Frau
Mal wieder sehr

Schweigen

Wenn ich sage
Du bist mir
Die grösste
Herausforderung
Und das grösste
Glück
Im Leben
Heisst das
Schweigen
Lernen

Samstag, 6. Januar 2007

Knoten im Kopf

Wir treffen uns
JETZT
Um für ein
MORGEN
Zu proben
An dem wir
Sagen werden
Dass es kein
GESTERN
Gab

Aua


Nur wenn wir
JETZT
Im
JETZT
Sind
Können wir für
MORGEN
Proben
Ohne
GESTERN
Zu sein

Weltsicht

Wie
Ich der Welt
Begegne
Ist wichtiger
Für sie
Als mein
Leiden an ihr

Meine
Heiterkeit
Ändert sie
Nicht ihr
Lärm mich
Und auch
Nicht Gottes
Stille

Der lacht
Nur leise
Über uns.

Freitag, 5. Januar 2007

Diminutionen zu meditativen Texten 3

3
Buddha lehrt, die Wurzeln allen Leidens sei unser Wünschen und Wollen. Der Verlust der Gegenwart, des jetzigen Moments, ist der Verlust des Seins.


Hermann Hesse:

Glück
Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.

Solang du um Verlornes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt Du noch nicht, was Friede ist.

Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,

Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz, und deine Seele ruht.

Diminutionen zu meditativen Texten 2

2
Frei zu sein von Zeit bedeutet, frei zu sein von dem Bedürfnis nach Vergangenheit und Zukunft.
Zeit sind Bilder ausserhalb des Jetzt
Frei sein von Zeit bedeutet die grundlegenste Umwandlung, die grundlegenste Reformation des Bewusstsein.
Ein Schritt auf Gott zu. Ein Schritt vom Mensch weg. Gott ist nicht nett.
Wenn jede Zelle unseres Körpers so präsent ist, dass sie mit Lebendigkeit pulsiert und wenn wir diese Lebendigkeit als Freude des Seins fühlen können, dann sind wir frei von Zeit.
Freude im Sein im Leiden an der Welt

Zeit ist
Was nicht jetzt
Geschieht
Zeit geschieht
Nie
Zeit ist

Aus der Zeit
Gehen wir auf
Gott zu
Vom Mensch weg
Gott ist nicht
Nett

Freude im Sein
Habe ich im
Leiden
An der Welt
Und im Lachen
Darüber


Flauto! Konzerttermine

Diminutionen zu meditativen Texten

1
Ein Mehr an Zeit kann uns nicht von der Zeit befreien.
In einem Meer der Zeit ersaufen wir inmitten der Wüste Welt
Jeder Ton wird aus Stille geboren und stirbt in Stille zurück.
Dazwischen hört man Gott
Nichts auf der Welt gleicht Gott wie die Stille.
Wenn Gott schweigt.
Die Stille ermöglicht dem Ton zu sein.
Gott ermöglicht Gott zu sein.Durch uns.Gäbe es Gott ohne uns? Im Schöpfen sind wir ihm gleich. Nur kann er besser schweigen.
Was ist Stille anderes als Gegenwärtigkeit?
Ja, Gott ist der Moment.
Nichts echtes kann bedroht werden, nichts unechtes existiert.
Die Jahre der Gerechten. Nur echtes hat bestand, alles unechte fällt. Sieh hin! Sie auf! Wisse warum du Staub frisst! Der Lohn der Lügen ist plappernder Dreck. Darum staubt es dir aus dem Maul, wenn du sprichst. Lerne schweigen Lügner, dann wirst du wahr.


In einem Meer der Zeit
Ersaufen wir
Inmitten der Wüste Welt
Dazwischen hört man Gott
Wenn Gott schweigt
Ermöglicht er sich
Zu sein
Durch uns
Den es nicht gäbe
Ohne uns
Was nützt der Moment
Von dem man nicht
Weiss
Schweige Lügner
Behalt den Staub
Im Maul
Den du gefressen hast
Dann wirst du
Wahr


Flauto! Konzerttermine

Führen

Schön ist ein Tanz
Auch durchs Leben
Vor
Zurück
Und
W-iiiiie-ge--schritt

Aufeinander zu
Voneinander weg
Gerade die Rücken
Und Arme weit hoch

Langsam über das Parkett
Welt
Rasend durch den Ballsaal
Zeit
Strahlend
Den Kopf im Nacken
Konzentriert

Fliegst du
Und Führst
Mich
Den Eintänzer
An der Nase
Durch die Tiefen
Auf die Höhe

Das ist schwer
Und Schön
Wie
Wachsen


Flauto! Konzerttermine

Der Greif

Stolz sitzt
Der Greif
Am Saum des Feldes
Auf seinem Holz - T
Jede Regung
In den Furchen
Im Mörderblick
Bevor er seine
Flügel weit
Über mich
Spannt
Mich umkreist
Weil ich ihn störe
Und hat doch nur
Hunger

Flauto! Konzerttermine

Donnerstag, 4. Januar 2007

Gehoben aus dem Nichts

Gehoben aus dem Nichts

Ist Musik
Nichts
Wie das Nichts
Und alles
Wie das Nichts
Und mehr
Als Alles
Und
Nichts
Kennt sie ein
Wahres Mass
Sowenig wie die
Zeit


Flauto! Konzerttermine

Mittwoch, 3. Januar 2007

Verrückt

Einen Verrückten
Erkennt man
Daran
Zu behaupten
Nicht verrückt
Zu sein

Das tue ich
Nicht

Vierzgi gsi ?

Das Gefühl
Nicht Unbedingt
Ein guter Mensch
Zu sein
Wird mir
Egal

Wir alle können
Nur
Lernen

Dienstag, 2. Januar 2007

Bewusstseinserweitert (ohne Droge)

I
Um
Bewusstsein
Zu Erweitern
Muss man
Es haben
Oder
Der Brei
Kocht einfach
Über

II
Wer mich
Erweitert
Kennt meine
Grenzen
Und schickt
Mich darüber
Hinaus aus
Dem
Bewusstsein

III
Woher ich
Komme
Schoss man
An den Grenzen
Auf Brüder
Und habe die
Kalaschnikov
Auf mich
Gerichtet

IV
In
Nächten
Wo du mich
Aufgelöst
Und
Erweitert
Neben mir
Liegen lässt

V
Sind mir
Deine Beine Eine
Meditation
Zwischen ihnen
Himmelpfort
Und
Weltenschlund

VI
An dem ich
Über mich
Wache
(kein doppelter schreibfehler)

Montag, 1. Januar 2007

Neujahrswunsch

Lang
Sei mein Wunsch
Für Euch
Wie ein Flötenton
Von einer laufenden
Frau
Vor einem Altar
Aus brauem Holz
Gehalten

Warm
Ist mein Wunsch
Für Euch
Wie dieser Ton
Der Gott weinen
Lässt
Um seinen fetten
Sohn aus Gips
In der Krippe

Demut
Ist mein Wunsch
Für Euch
Vor denen zu knien
Die Gott
Zum Weinen
Bringen