Montag, 9. April 2007

Inseln 1

Wir können noch so lange an die Striche unserer Sehnsucht schippern, niemals werden wir den Horizont erreichen, immer bleibt er unsere Ziel, auf ewig unerreichbar und ist die Liebe. Schiffe können an ihm vorbeiziehen, manchmal durch die Sonne, kurz bevor sie untergehend das Meer zum Glühen bringt und noch den weissesten Dampfer schwarz brennt.

Auch nach dem Berg, der ein naher Horizont ist, kommt der nächste, ein Horizont nach dem anderen, bis wir wieder Meer sehen, oder es sehen könnten, wären da nicht die Nebel über den Flüssen, die ihre Heimat, das Meer suchen, um dort im Horizont aufzugehen. Irgendwann.

Am schlimmsten sind Westhorizonte. Erst in Pismo - Beach (CA) am Pacific habe ich eines Morgens begriffen: könnte ich jetzt schneller als die Sonne den Ozean überquert, ihn durchschwimmen, ich würde im Osten ankommen. Wer aus dem Osten kommt, hat den Westen als Ziel und kommt immer wieder in ihm an. Ein Schicksal, mit dem nicht zu hadern wir lernen sollten. Weil Sonnenaufgänge schöner sind. Das flammende Meer versteht jeder. Sunsetcruising geht einem Spiesserleben voraus. Die Lust daran vergeht einem spätestens, hat man mal die unzähligen Puntos mit Knutschenden an Italiens Westküsten gesehen.
Tagesanbrüche sind härter. Wenn das Licht durch Rügens Bäume zu dir fällt; für einmal am Tag der Bodden funkelt, der sonst schwarze.

Wer Träume realisiert zerstört sie. Selbst Maserati fahren ist anders als davon träumen. Schon weil man ihn nicht sieht, sitzt man in ihm.
Am Horizont taucht also eine Insel auf. Unsere Sehsucht wird habhaft und betretbar.

Kann man Träume betreten?

Ja, wenn sie eine Insel ist und bleibt und wir sie nicht für den Horizont halten. Wie im Maserati sind wir nur für andere im Horizont angekommen, hat sich unsere Sehnsucht gestillt. Nur für die anderen. Wir glauben ja nicht mal denen, denen wir hier auf der Insel begegnen, dass sie wissen was sie tun, wo sie sind, dass sie nicht nur so tun, als seien sie angekommen wie wir, die diese Mischung aus brandendem, leicht salzigem Wasser, Sand und seinem Dorn und Kiefern in denen der Wind spielt, ab und an zum Lben brauchen.

Inseln sind keine Horizonte, aber ferne Punkte an den Rändern der Meere unserer Leben, die sehnsuchtsvolle Horizonte sind, lassen wir die Mauern mal fallen und wagen den Blick über die Hecke.
Leben heisst wagen. Und füllen uns mit Kraft aus salziger Luft auf den Insel, auf die wir immer wieder gehen sollen. Leben ist wagen. Leben ist versprechen. Leben ist Verantwortung tragen.
Und auf der Insel läuft der nächste Horizont schon wieder an uns vorbei. In orange weinrot gekleidet. Schwarz das Haar. Leben heisst wagen. Leben heisst tragen. Leben heisst spielen. Das Geheimnis liegt in der Reihenfolge.

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