Sonntag, 19. November 2006


Trauriges Telefon

Traurig hört das Telefon
Wortlos mit an
Wie zwei
Die sich nichts mehr
Zu sagen haben
Nichts mehr sagen

Sie hatten alles geredet
In ihrer Zeit
Sich ausgebreitet
Voreinander
Ohne sich zeigen zu können

Heisse Ohren hatte
Es ihnen gemacht
In Nächten
In denen sie sich
Die Einsamkeit
Mit sich
Und der Ausschmückung
Ihres Selbst
Vertrieben

Gleichmütig hatte das Telefon
Hingenommen
Das sie für Liebe hielten
Was überdehnte Gespräche waren
Selbstdarstellungen in das Dunkel
Der Leitungen gesprochen
In die Nacht aus Strom
Es hatte seinen Akku ausgeblutet
Wenn sie Stunden verredeten
Um nicht zu schweigen

Angestrengt musste es
Die Phase überstehen
Als beide um sich
Kämpften
Nicht wahr haben wollten
Was wahr war
Sie kämpfte um ihn
Und er um sich

Neutral nahm es
Die anderen Nummern
Am Display hin
Dass er längst
Mit anderen sprach
Kurz, tief, heiss
Ein Vulkanloch plötzlich
Die Muschel
Glühende Steine jedes Wort
Lava quoll aus seinem Hörer

Traurig hörte das Telefon zu
Wie er ihr erklärte
Nun sei da Liebe
Doch nicht für sie
Traurig hörte es Seine Lüge
In ihm war immer Liebe
Gewesen
Doch nicht für sie

Wer andere lieben will
Liebe zuerst sich selbst
Weiss heute jeder
Der was weiss
Nur reicht das eben
Nicht

7 Kommentare:

  1. Anonym2:47 PM

    Auf welche Ideen du immer kommst :) . Das Scheitern einer Beziehung aus Sicht eines Telefons, das - personifiziert - darüber trauert. Nur eine Strophe verstehe ich inhaltlich nicht:

    "Traurig hörte das Telefon zu
    Wie er ihr erklärte
    Nun sei da Liebe
    Doch nicht für sie
    Traurig hörte es Seine Lüge
    In ihm war immer Liebe
    Gewesen
    Doch nicht für sie"

    Wo ist denn da die Lüge, wenn der letzte Satz doch nur das bestätigt, was er ihr gesagt hat?

    Grüße, daylight

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  2. die lüge ist das "nun". in ihm war immer liebe gewesen, nicht für sie und nicht für eine andere frau sondern zu sich. so erklärt sich die letzte strophe. aber du hast ein wahnsinnsgespür. genau die stelle machte mir beim schreiben ein bisschen schmerzen im knie. oder wo das lyrrische halt sitzt. :-)
    ich denke darüber nach und werde es sicher nochmal ändern. das ist ja eine art werkbank hier.
    wann verehrteste darf ich denn mal wieder was zu einem werk aus ihrer feder absondern. ich warte!
    und bitte, übersehen sie meinen freund herrn ü. nicht.
    schönen sonntag
    götz

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  3. Anonym5:57 PM

    Ach so (*hand auf die stirn klatsch*), das "nun" habe ich nicht unter dem Zeitaspekt gelesen, sondern als Umstandswort im Sinne von "zwar sei da Liebe vorhanden, aber...". Jetzt ist alles klar :). Würde es deutlicher werden, wenn man das "nun" durch ein "momentan" ersetzen würde. Ja! Würde es sich genauso gut anhören? Nein!

    Meinen Blog habe ich auf Eis gelegt, irgendwie die Lust daran verloren, immer nur die eigenen Texte vor der Nase zu haben.

    Bei Herrn Ü. habe ich gerade vorbeigeschaut, doch zieht es mich mehr zum Lyrischen; außerdem bin ich eine treue Seele und bleibe deshalb hier *g.

    Dir auch einen schönen Restsonntag!

    Grüße, twilight

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  4. Anonym9:47 PM

    Die Verallgemeinerung auf uns beide finde ich nur zum kotzen. Das ist Deine Wahrheit, meine sieht anders aus.

    Also hast Du Dich, mich, uns die ganze Zeit belogen. Aber das kannst Du ja gut, darin bist Du Meister!
    Na vielen Dank noch!!!!!!!!

    Das war das letzte Mal, das ich diesen Blog gelesen habe!

    C.

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  5. Anonym8:45 AM

    An deiner Stelle würde ich nicht gleich ausflippen. Das ist ein Gedicht. Schon mal was vom lyrIch gehört?

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  6. danke anonym. das woll6te ich auch gerade hier her schreiben. und lasse nun das bashing so stehen um es zu entblössen. denn verstanden ist das gedicht nicht. wenn ich sachen persönlich meine, dann steht da oben: für... (wie beim schicksals textchen.)
    und das ist sehr, sehr selten.
    hier regieren momentan affekte (die ich durchaus achte. interessant ist, dass mit der eingestandenen vermeintlichen lüge all die wahrheiten die in dem text stehen, übergangen werden. und wieder suhlen wir uns in unserer eigenen realität, feiern unsere befindlichkeit. schuld sind immer die anderen und das glück ist da wo ich nicht bin. bremer schule halt...sag ich doch. empfehle christa wolf: kein ort.nirgends.
    danke nochmmal zweites anonym. wer immer du auch seiest.

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  7. zu twilight.

    was soll das heissen, du hast die nase voll, nur die eigenen texte anzugucken? DU sollst sie SCHREIBEN und nicht angucken! WIR die schaar deiner leser gucken sie an! bist du so eine narzisse? :-)
    also. bade in deiner schreibkrise und dann bitte weiter. das ist nämlich schön, was du da schreibst. und diese welt hat es sehr nötig verschönert zu werden.
    habe gestern eine frau pofessor barbara doll mit dem op. 61 beethoven gehört. sie spielte eigene stille und natürlich abgefahren wilde kadenzen. hätte ich sie und die pauke(!!!) gestern nicht miteinandner spielen hören, würde mir heute schon was fehlen. verstehst du?
    wer dichten kann, hat es gefälligst auch zu tun. es geht um die verschönerung dieser welt. sonst werden wir bald alle zu kreditkarten. springen von brücken, weil es nichts mehr zu lesen gibt über sprünge von brücken.
    also kriseln sie weiter. aber schreibend.
    bis bald
    götz

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