Donnerstag, 25. Mai 2006

Auffahrt - Ascension Day - Himmelfahrt - Herrentag - VATERTAG

Wie ich hörte, beginnt nun langsam in der Schweiz, was in Deutschland eine merkwürdige Tradition hat. Auch meine Heimatstadt ist heute ruhig, wie das ein Expatter von Basel beschreibt. Gera aber, weil die Männer in merkwürdigen Anzügen in den Wäldern um die Stadt herum wandern. Das ist eine Art Orientierungslauf mit Schankwirtschaften als Stationen. Statt einem Stempel gibt es Schnaps. Für das zwischendurch führt man einen mit Birkengrün geschmückten Handwagen mit, der anfangs voller voller, und am Ende voller leerer Flaschen ist. Dafür sind dann die Ziehenden voll. Das ganze ist sehr laut und doof, vergleichbar mit der Befreiung des Bürgers an Fasnacht. Besser Situierte und Vereine laufen nicht und mieten Pferdekutschen. Ich war mal bei einer solchen "Herrentagsparty" von Urologen dabei und
erinnere einen Oberarzt, der am Hoftor eines Gasthofes der uns nicht mehr aufnehmen konnte/wollte, vor dutzenden anderen Männern sein Wasser abschlug und laut dabei rief: So rächen Urologen! Ein anderer unbeliebter Assistent wurde später in einem Goldfischteich versenkt. Das ganze endete im Garten eines Kollegen, dessen Ehefrau sich heftig wehren musste, da einer der Fachärzte ihr in der Küche vorführte, wie erektil beieinander er trotz dreikommafünf Promille noch war. Das ganze endete für alle komatös, nur die Harten fanden aus dem Garten, und nur die Helden am nächsten Morgen den Weg in die Klinik.

Später, schon abstinent lebend, las ich mal eine Himmelfahrtsgeschichte aus meiner Gegend, da war ein Leichenwagen verunglückt, aus dem acht volltrunkene, mehr oder weniger verletzte Männer geborgen wurden, die auf der Rücktour gewesen waren. Auch von einem verunfallten Löschfahrzeug mit im Graben immer noch singenden Feuerwehrleuten las ich mal.

Mein schönstes Erlebnis hatte ich ein Jahr nach dem Komasaufen mit den Urologen. Ich ging nach Dienst gemeinsam mit meiner damaligen Frau in eine nahe der Klinik liegende Waldschenke. Uns kamen Dutzende grölende Männer entgegen, die insbesondere mich, ob meiner Unfreiheit verhöhnten. Nie habe ich öffentlich mehr zu meiner Liebe gestanden als an diesem Nachmittag und war stolz wie Oskar, meine schöne und schwangere Frau, diesem Stumpfsinn vorzuziehen.

1 Kommentar:

  1. Anonym5:08 PM

    Ja, Vatertag.
    Da ich kein Vater bin, zwar einen habe, dieser allerdings in östlichen Wäldern Wildschweine jagt und heute in scheiß Niedersachsen nur grauer Regen vom Himmel stürzt, zu dem meine Liebe tausende von Kilometern entfernt, ganz weit in der schweizer Region, hinter seinem Computer und in der Saune weilt, von der Schönheit ehemaliger Frauen spricht, ich alleine in einem blöden Pissdorf sitze, weil das deutsche Beamtentum unser Zusammensein verhindert, ausserdem nur Mist im TV kommt, meine Unzufriedenheit mir über den Kopf wächst, ich kein Land für mich sehe, hier noch ewig viele nervige Korrekturen auf mich warten, ist heute einer der blödesten Tage in meinem Leben und Vatertag kann mir gestohlen bleiben!

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